Chronik des Heimatvereins Herbern
Quelle bis 1994: „Herbern, Geschichte eines Dorfes im Münsterland“ von Josef Farwick
Die ersten Bemühungen zur Gründung eines Heimatvereins im Jahre 1947 gehen auf den Gemeindedirektor Hoffmann und den Schulleiter der Volksschule, Lehrer Wünsche, zurück. Die Gründungsversammlung des Heimatvereins fand am 24. Juni 1951 statt. Der Kreisheimatpfleger sprach vor etwa 200 Anwesenden über Ziele und Mittel der Heimatpflege. Etwa 50 Besucher meldeten sich an diesem Abend als Mitglieder. Zum 1. Vorsitzenden wählten die Mitglieder den Kaufmann Hermann Wette (1951-1961) und als 2. Vorsitzenden Dr. Karl Lohmann (1951-1984). Für den Vorstand benannten sie Amtsdirektor Walter Knaden, Bürgermeister Bernhard Spetsmann, Heinrich Vogelsang, Heinrich Hönekopp, Hermann Schmitz, Paul Micklinghoff, Vikar Anton Wolbers und den Lehrer Max Thomke. Zum Schriftführer bestimmten sie Rektor Josef Drees (1951-1961). Schwerpunkt der Arbeit des Heimatvereins war in den ersten Jahren die Pflege der plattdeutschen Sprache und die Aufarbeitung der Heimatgeschichte von Herbern.
1961 fand der erste Wechsel in der Führung des Heimatvereins statt. Als 1. Vorsitzender stellte sich Rektor Josef Drees (Foto re.) zur Verfügung (1961-1975). Als Stellvertreter benannte die Generalversammlung Dr. Karl Lohmann und Maria Wellmann. Zum Geschäftsführer wählten die Mitglieder Josef Farwick. Plattdeutsche Abende, die Beteiligung an den Wettbewerben „Unser Dorf soll schöner werden“ und Fahrten zu heimatkundlichen Sehenswürdigkeiten im Münsterland gehörten zu den zahlreichen Veranstaltungen in diesen Jahren.
Am 1. Juni 1975 übernahm ein neuer Vorstand die Vereinsarbeit. Zum 1. Vorsitzenden wählten die Mitglieder Rektor Josef Farwick (1975-1984). Die Stellvertretung teilten sich das Gründungsmitglied Dr. Karl Lohmann, der bisherige Vorsitzende Rektor Josef Drees und Heinrich Krampe aus Horn. Die Geschäftsführung übernahm Josef Bernsmann. Besondere Schwerpunkte der Vereinsarbeit waren die Beteiligung am Weihnachtsbasar, das alljährliche Dreikönigstreffen an einem Herdfeuer und die Herausgabe eines alljährlichen Heimatkalenders unter der Regie von Elfriede Schmitz. Ein weiterer Schwerpunkt war die Sammlung heimatkundlicher Geräte und Maschinen. Die Erstellung von Wanderwegen in Herbern und die Kennzeichnung derselben haben über Jahre die Mitglieder Hubert Bohle, Heinrich Eckholt, Josef Hankmann und Josef Nordhoff übernommen. Nach dem Tod von Heinrich Eckholt und Josef Hankmann haben Rudi Eidecker und Walter Aschwer sich an dieser alljährlichen Aufgabe beteiligt. Eine besonderer Aufgabe ergab sich bei der Erstellung und Wiederbelebung der alten Volkstrachten, die der Verein beschaffen bzw. neu erstellen konnte. Seitdem treten bzw. traten u. a. Marianne Krampe, Anton Goldschmidt, Josef Hankmann, Heinrich Krampe und Walter Aschwer in Trachten auf. Sie trugen als Bäuerin und Bauer oder als Kiepenkerl mit ihren Auftritten zum Gelingen von Geburtstagen und anderen Festlichkeiten und Anlässen bei.
1984 fand ein erneuter Wechsel im Vorstand statt. Die Generalversammlung wählte den bisherigen Geschäftsführer Josef Bernsmann zum 1. Vorsitzenden (1984-1994). Die Stellvertretung übernahmen Heinrich Krampe (1984-1994) und Maria Bockel. Schriftführerin wurde Liane Schmitz. Für die langjährigen Verdienste bedankten sich die Mitglieder bei Rektor Josef Drees und Dr. Karl Lohmann, indem sie sie zu Ehrenvorsitzenden wählten. Im Laufe der Jahre hat sich im Jahreskreis ein fester Veranstaltungsablauf ergeben. Angefangen vom Dreikönigstreffen an einem Herdfeuer, von Einzelvorträgen im Frühjahr, Fahrrad und Pättkesfahrten im Sommer, den Ein- bzw. Zweitagesfahrten im jährlichen Wechsel zu bedeutenden Städten, Landschaften und Sehenswürdigkeiten, der Planung und Erarbeitung eines jährlichen Kalenders nach verschiedenen Themen, bis hin zur Teilnahme des Heimatvereins am alljährlichen Weihnachtsbasar und dem Westfälischen Essen im Dezember und den monatlichen Beiratssitzungen erstrecken sich die Aktivitäten des Vereins. Die Fahrten wurden viele Jahre von Egon Pettendrup und Rudi Eidecker geplant und organisiert. Daneben bildete sich 1985 im Heimatverein ein eigener Arbeitskreis für Umwelt- und Naturschutz. Langjähriger Vorsitzender war Bruno Cramer. Der Arbeitskreis hat sich besonders für die Erhaltung von Otthövers Bleiche als Biotop eingesetzt. Eine weitere Untergliederung bildete sich mit dem Plattdeutschen Singekreis. Unter der Leitung von Karl Herbsthoff pflegten die Mitglieder das plattdeutsche Liedgut und trugen mit Liedvorträgen bei Veranstaltungen des Heimatvereins zum Gelingen bei.
Eine herausragende Bedeutung hat die Schaffung eines Heimatmuseums in Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Nachdem sich der Heimatverein dazu durchgerungen hatte, ein eigenes Heimatmuseum zu unterhalten, kaufte die Gemeinde das Haus Weltermann – früher Mühlenbrock – in der Altenhammstraße. Das Haus wurde unter Denkmalschutz gestellt. Mitglieder des Heimatvereins räumten das Gebäude aus und übernahmen unter der Leitung von Paul Ringelkamp und Heinrich Krampe die Restaurierung des vor 1790 errichteten Hauses. Am 11. Mai 1990 übergab die Gemeinde Ascheberg dem Heimatverein die Schlüssel des Hauses, und am 23. Juni 1991 erfolgte die Einweihung. Seitdem sind im Heimathaus die Wohn- und Wirtschaftsräume eines alten Bürgerhauses von Herbern eingerichtet worden. In Dauer- und Wechselausstellungen stellt der Verein das Leben in Herbern aus Vergangenheit und Gegenwart vor.
Am 2. Februar 1994 erfolgen im Vorsitz und Vorstand Neuwahlen. Zum 1. Vorsitzenden wählte die Generalversammlung Theodor Reimann (Foto li.). Zu Stellvertretern wurden Rudi Eidecker und Josef Bernsmann gewählt. Kassenführer wurde Franz Heitmann, Schriftführerin Liane Schmitz.
Neben der Dauerausstellung – Leben in einem Handwerkerhaus – werden im Heimathaus jährlich Sonderausstellungen gezeigt. Das Heimathaus ist von April bis Oktober regelmäßig samstags und sonntags in der Zeit von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet, ansonsten nach Voranmeldung. Die Aufsicht und Führungen übernehmen Mitglieder des Heimatvereins.
Das 50-jährige Jubiläum beging der Heimatverein Herbern am 09. September 2001 mit einem Aktionstag. Nach einem feierlichen Gottesdienst wurde die Skulptur „Frau mit Jück“, die der Bocholter Künstler Jürgen Ebert im Auftrage des Heimatvereins geschaffen hat, auf der Südstraße vor der Drogerie Lohmann, einem Privatgrundstück der Familie Lohmann, enthüllt. Auf dem Festplatz am Heimathaus, Altenhammstraße, startete nach der Begrüßung ein umfangreiches Programm. Neben einer Vorführung zum Thema „Vom Flachs zum Leinen“ wurde auf drei verschiedene Arten Korn gedroschen, mit einer alten Dreschmaschine, mit einem Spitzdrescher und mit Dreschflegeln. Anhand einer alten Röstmaschine wurde demonstriert, wie in früheren Zeiten aus Korn Kaffee gebrannt wurde. Umrahmt wurde der Nachmittag mit Musik und Tanzvorführungen. Für die Kinder gab es Spiele im Stroh und auch für das leibliche Wohl war ausreichend gesorgt.
Nach dem Tod Theodor Reimanns im Oktober 2009 übernahm der bisherige stellvertretende Vorsitzende Josef Bernsmann den Vorsitz des Heimatvereins. Er nimmt zugleich im Westfälischen Heimatbund das Amt des Vorsitzenden für das Heimatgebiet Münsterland wahr und ist Kreisheimatpfleger des Kreises Coesfeld. Im Frühjahr 2016 zählte der Heimatverein weit über 500 Mitglieder, das heißt, etwa jeder zehnte Einwohner des Dorfes ist Mitglied im Verein.