Punktiergerät

Das Punktiergerät, auch als Punktiermaschine bezeichnet, beruht auf dem stereometrischen Gesetz, dass von drei beliebigen Fixpunkten im Raum ein vierter Punkt durch Abstandsmessungen definiert werden kann. Das Punktiergerät mit verschiebbarer Nadel kam erstmals im Atelier Antonio Canovas zur verstärkten Anwendung und verbreitete sich im 19. Jahrhundert allgemein. In der Holz- und Steinbildhauerei wurde es fortan ein unentbehrliches Hilfsmittel: Im Werkstattbetrieb konnte der Meister die groben Vorarbeiten nun an einen Gesellen delegieren, ohne Gefahr zu laufen, dass die Skulptur verdorben wird.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts nahm die Verwendung des Punktiergeräts allerdings wieder ab, das Unmittelbare des Schaffensprozesse rückte mehr ins Interesse der Künstler (direct carving) als das peinlich genaue Kopieren eines Modells

Traditionelles Punktiergerät

Drei Fixpunkte müssen zu Beginn der Arbeit sowohl am Modell als auch am Werkstück festgelegt werden. In oder auf diese Punkte wird das sogenannte Punktierkreuz eingehängt bzw. aufgesetzt. Am Punktierkreuz ist ein Metallgestänge mit mehreren feststellbaren Kugelgelenken so befestigt, dass möglichst die gesamte Oberfläche des Modells erreicht werden kann. Am Ende des Gestänges befindet sich eine verschiebbare Nadel, welche zum Abtasten eines Punktes am Modell senkrecht zur Oberfläche eingerichtet wird. Nun wird der Reiter auf der Nadel so fixiert, dass er am Anschlag des Gestänges anliegt. Der Punkt wird mit Bleistift o. ä. markiert. Danach wird die Nadel innerhalb einer Parallelführung im Gestänge zurückgezogen und das Punktiergerät vom Modell auf das Werkstück umgesetzt. Nach Heranschieben der Nadel an das Werkstück kann der Bildhauer anhand des Abstandes zwischen Anschlag und Reiter ablesen, wie viel Material am betreffenden Punkt noch weggearbeitet werden muss. Durch abwechselndes Zurückarbeiten des Werkstückes und Abmessen durch Heranschieben der Punktiernadel nähert sich der Bildhauer langsam dem gesuchten Punkt. Am Ende wird eine kleine Mulde ausgearbeitet, um Fehler im Winkel zwischen Punktiernadel und der zu erstellenden Oberfläche auszuschließen. Auch der gefundene Punkt am Werkstück wird markiert. Je nach Genauigkeit der zu erstellenden Kopie werden die Punkte mehr oder weniger dicht gesetzt. Erst in der Endbearbeitung werden die Punkte miteinander verbunden und die eigentliche Fläche der Skulptur entsteht.

Gipsmodell mit den Markierungen des Punktierungsgerätes