Schaufenster-Museum 2020

Im Mai widmete sich unsere Ausstellung zum einen der Marienverehrung, ausgedrückt in einem typischen Marienaltar, zum anderen den im Mai üblichen geselligen Veranstaltungen. Dafür stehen symbolisch ein paar prächtige alte Bowlengefäße und Maigrün.

In vielen Dörfern und Städten wird der Beginn des Wonnemonats mit einem Maitanz, einem Maigang oder dem Aufstellen des Maibaumes gefeiert. Wenn Feste gefeiert werden, stoßen wir auch gern an. Besonders beliebt ist im Wonnemonat die Maibowle. Neben Alkohol ist Waldmeister, der der Maibowle ihren charakteristischen Geschmack verleiht, ein wichtiger Bestandteil. Erfunden wurde sie im Jahr 854 im Kloster Prüm vom Benediktinermönch Wandalbertus, der sie als medizinisches Getränk zur Stärkung von Herz und Leber kreierte.

Aber der Mai hat auch eine besondere Bedeutung innerhalb des Kirchenjahres.  

Als schönster Monat des Jahres ist der Mai seit alter Zeit der „schönsten aller Frauen“ geweiht. Mit frischen Blumen geschmückte Maialtäre und Maiandachten entstammen einer barocken Frömmigkeitstradition. Man vermutet, dass die ersten Maiandachten Ende des 18. Jahrhunderts in Italien stattfanden. Im 19. Jahrhundert verbreitete sich diese Frömmigkeitsform.“ heißt es bei Kirche+Leben. „In den 1840er Jahren kamen Maiandachten auch im Bistum Münster auf – und sie sind bis heute eine beliebte Andachtsform. In etlichen Gemeinden der Diözese treffen sich Gläubige in Kirchen, aber auch an Bildstöcken, Wegkreuzen und in Kapellen, um eine Maiandacht zu feiern.“

Eine Andacht ist nichts anderes als ein Wortgottesdienst. Der Name Maiandacht stammt daher, dass diese Marienandachten typischerweise im Monat Mai stattfinden. Für diese Andachten wird ein Marienbild oder eine Marienstatue besonders feierlich geschmückt – mit frischen Maiglöcken, Stiefmütterchen oder Waldmeister.

In vielen Familien war es früher Brauch, einen eigenen Marienaltar im Haus oder in der Wohnung aufzustellen und sich mit der Familie davor zu versammeln, um den Rosenkranz zu beten.  Aus dem Jahre 1935 stammt ein Maiandachts-Büchlein von Pfarrer Joseph Willmes mit Andachtsübungen für jeden Tag des Maimonats.  

Die Marienverehrung hat in Herbern eine lange Tradition. 1851 wurde die Marianische Junggesellenkongregation (Jünglingssodalität) in der Pfarre St. Benedikt in Herbern gegründet und 1875 die entsprechende Jungfrauenkongregation, wie sich in der Kirchengeschichte von St. Benedikt nachlesen lässt.

Die Gottesmutter wurde immer schon besonders verehrt und aus diesem Geiste heraus entstanden die Marianischen Kongregationen (Sodalitäten). In Herbern – so konnte der Heimatforscher Egon Zimmermann in den Dokumenten des Pfarrarchivs von St.Benedikt nachlesen – gab es sogar drei Sodalitäten: Die Jünglingssodalität (1851 – 1956), die Jungfrauensodalität und die Männersodalität, die jeweils hunderte von Mitgliedern hatten. In der Regel musste man einmal im Monat eine besondere, gemeinsame Messe besuchen und gemeinsam kommunizieren, außerdem täglich – meistens abends – vor einem Heiligenbild ein Gebet verrichten und an den regelmäßigen, meist monatlichen Versammlungen teilnehmen. Die Mitgliedschaft wurde in Vereinslisten erfasst, ebenso der gezahlte Monatsbeitrag. Auch der Grund des Ausscheidens wie Heirat, Wegzug, Tod (durch Ertrinken, wie es in einem Fall heißt) und Ausschließung z. B. (wegen eines ärgniserregenden Lebenswandels) wurde penibel aufgeführt. Wie aus den Archivunterlagen hervorgeht, hat man bei Umzügen von Mitgliedern sehr genau darauf geachtet, dass besagtes Mädchen an dem neuen Ort lückenlos der dort ansässigen Kongregation übergeben werden konnte und zwar mit Hilfe eines Führungszeugnisses. Dieses Zeugnis war mit Ornamenten und einer Darstellung der Himmelfahrt Mariens prächtig gestaltet, wie man auf einer Original-Grafik aus dem Pfarrarchiv erkennen kann.

Der Sinn dieser Kongregationen bestand darin, die Mitglieder zu tugendhaftem, gottgefälligem Leben anzuhalten. So heißt es bei der Männersodalität: Der Mann weiht sich „der Mutter Gottes … und verspricht seiner mächtigen Herrin … mannhaften Einsatz für das Reich ihres Sohnes“. Als Ergänzung erfolgte später noch die Gründung des „Vereins der christlichen Familien“, womit alle Gläubigen erfasst waren. Gewissermaßen als „Belohnung“ für die treue Mitgliedschaft konnte man unter genauestens festgelegten Bedingungen einen „Ablass“ erwerben, sowohl für Lebende – also auch für sich selbst – und für Verstorbene, d.h. der Erlass einer zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden. Das letzte Dokument im Pfarrarchiv von St. Benedikt zu den Marianischen Kongreationen ist eine bischöfliche Anfrage zu den Mitgliedern der Männersodalität aus dem Jahre 1960.

Weitere Informationen zu den Sodalitäten finden Sie unter http://history-st-benedikt.herbern.de.

April 2020

Zum Auftakt präsentierten wir einen festlichen Ostertisch, gedeckt mit dem Geschirr „Hahn und Henne“ aus der Zeller Fayence-Fabrik. Das Motiv wurde 1898 von dem Obermaler Karl Schöner anlässlich der Geburt seiner Tochter das  „Hahn und Henne“-Motiv entwickelt. Das einstige Kindergeschirr findet sich auch über 120 Jahre später noch auf vielen Frühstückstischen.

Im Schaufenster stand eine alte Ausgabe des Kinderbuch-Klassikers „Die Häschenschule“ von Albert Sixtus mit den Illustrationen von Fritz Koch-Gotha.

1924 erschien „Die Häschenschule“ zum ersten Mal. Damals begann ein neues Schuljahr immer in der Osterzeit, auch die ABC-Schützen wurden Ostern eingeschult. Und was lag da näher, als ein Buch zum Schulanfang mit einer Osterhasen-Geschichte zu kombinieren. So hatte man ein Buch, das sich hervorragend als Geschenk für gleich zwei wichtige Anlässe eignete: Ostern und Einschulung. Vielleicht hat ja auch diese Tatsache zum großen Erfolg beigetragen?

Erst 1966/67 änderte sich der Einschulungstermin, indem zwei Kurzschuljahre eingeführt wurden. Viele werden sich noch an diese Zeit erinnern und vielleicht auch noch das Kinderbuch besitzen.